Keine Angst by Frank Schätzing

Keine Angst by Frank Schätzing

Autor:Frank Schätzing [Schätzing, Frank]
Die sprache: deu
Format: epub, mobi
Tags: General, Fiction
ISBN: 9783924491888
Herausgeber: Emons
veröffentlicht: 2003-08-08T22:00:00+00:00


11. März 1997

Oh, mir geht’s gut!

Ich habe zwei Tage lang geschlafen. Das mit der Ärztin war natürlich gelogen. Sie sollten das wissen, um mich hinterher nicht der Unaufrichtigkeit zu bezichtigen, denn alles weitere, was ich berichten werde, ist von abgrundtiefer Wahrheit und Wahrhaftigkeit.

Maren arbeitete in der Therme. Ich bestellte das eine oder andere Wasser bei ihr, woraus Sie ableiten können, daß ich vor der Bar und sie dahinter befindlich war, bekleidet natürlich. Sie war Sportstudentin und verdiente sich ein paar Mark nebenbei, indem sie Salate und Schnitzel an Tische trug, den Flüssigkeitsverlust der Saunagäste ausglich und ansonsten scheu zur Seite blickte, wenn man sie ansah.

Spätestens nach dem zweiten Saunagang hockte ich an besagter Bar und arbeitete jeglicher Entspannung entgegen. Denn natürlich war ich ein verdammter Idiot und brachte Bücher mit. Ich ließ Mineralwasser in mich hineinlaufen und studierte.

Zwischendurch, wenn ich aufblickte, fiel mein Blick auf Maren wie auf ein Formular, das es noch dringend auszufüllen galt, und ich orderte Nachschub und Spaghetti. Dabei lächelte ich freundlich, wie es sich gehört, und Maren lächelte zurück. Der Rest war Schweigen.

Es muß mein vierter oder fünfter Besuch gewesen sein, da ich mich in Ermangelung mitgebrachter, weil vergessener Bücher an der Theke sitzend und in tiefe Betrachtung versunken fand. Faule Studenten gehen darin auf. Fleißige wie ich, also die Bescheuerten, sind ungeübt im Nichtstun. Es dauerte folglich eine Weile, bis mir dämmerte, wem meine Aufmerksamkeit da galt.

Und seltsam – Maren, die scheue Maren, schien nicht das geringste dabei zu finden, daß ich sie anstarrte wie ein Kamel das andere.

Ich durfte sie ungestört studieren, und sie studierte mich.

Ihre Augen waren von ungewöhnlich tiefem Blau und schimmerten wie mit einer hauchdünnen Schicht Perlmutt überzogen. Nie zuvor hatte ich sie so gesehen! Ich wußte aus fern und nebelhaft zurückliegenden Zeiten, daß geweitete Pupillen und glänzende Augen starker Verliebtheit und sensationell gutem Sex zuzuschreiben sind. Im selben Moment wurde mir klar, daß es sich nicht anders verhielt, daß ich verliebt war, daß – mein Gott! – Maren verliebt war, und daß wir an dieser Theke jenseits verbaler oder haptischer Sachzwänge vögelten, was das Zeug hielt!

Keiner von uns regte sich auch nur einen Millimeter von der Stelle. Wir waren völlig erstarrt, sieht man davon ab, daß der Wasserspeier so tat, als sei früher Morgen. Zwischen Maren und mir lagen gut und gerne drei Meter Distanz. Es war ein Spiel, in dem es darum ging, wer länger durchhielt. Das ganze Geheimnis bestand darin, nicht wegzusehen. Jeder war Sender und Empfänger. Ich blickte sie an und suggerierte ihr, wie meine Hand an ihrem Bauch herabglitt und sich mit langsamen, kreisenden Bewegungen



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